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In the sound field (Le Due Forze di Taranto)
2017
Foto-Klang-installation
mit Stimme (Stefano Sibilla)
3 doppelseitige Fotoplatten, 2 Laut-sprecher, Schaufenster

audio-loop: 8:40
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Mit der vierteiligen Ausstellungs- und Diskussionsreihe "In the sound field" wurden klangkünstlerische Arbeitsweisen zum 'field recording' präsentiert. Für den vierten Teil mit Kirsten Reese und Georg Klein wurde der Künstler und Produzent des Labels "Gruenrekorder" Lasse-Marc Rieck aus Frankfurt geladen (Einführung und Moderation: Golo Föllmer).

"Le Due Forze di Taranto" ist eine ortsspezifische Arbeit, die für den ES-Gallerieraum adaptiert wurde. Sie besteht aus drei Teilen, die die Spannungen der Stadt in Süditalien in einer ortsspezifischen Installation auf zwei Ebenen zur Sprache bringen. Die Stadt Taranto ist eingekeilt zwischen zwei Mächten - dem Industriekomplex auf der einen Seite (Stahl- und Petroindustrie) und der Marine auf der anderen Seite (NATO-Militärhafen) - die beide seit Jahrzehnten die Luft, den Boden und das Wasser erheblich verschmutzen und den Lebensraum der Bewohner physisch einschränken. Seit einiger Zeit erhebt sich dagegen lautstarker Widerstand, der sich unabhängig von Parteien und Gewerkschaften artikuliert, jedoch in dem Dilemma steckt, zugleich gegen die Hauptarbeitgeber der Stadt zu protestieren.

Die Installation verdichtet diese politische Konstellation in ästhetischer Weise mit 2 doppelseitigen Fotoplatten. Sie repräsentieren die zwei herrschenden Mächte, jeweils mit einem Vertreter der Industrie wie der Marine, die jedoch mit dem Rücken im Schaufenster stehen. Die Hinterseite der Fotoplatten zeigt je einen charakteristischen Abschnitt der Mauern, in die diese Stadt gezwängt ist, vom Gelände der 'Marina Militare' wie dem des Stahlwerks ILVA.
Aus dem Hintergrund kommt eine dritte Kraft zur Sprache - repräsentiert von einem Vertreter des unabhängigen "Commitato". Im Gegensatz zu den Machtrepräsentanten vorne ist sowohl sein Gesicht zu sehen als auch seine Stimme zu hören. Aus einem Interview mit ihm zu seiner persönlichen Geschichte als gebürtiger Tarantiner, als Arbeiter im Stahlwerk und als im politischen Kampf Engagierter wurde eine Sprachklangcollage gebildet, in die die Zerrissenheit zwischen Arbeit und Gesundheit, Umweltschutz und Broterwerb eingegangen ist, unterbrochen von charakteristischen Klängen (acoustic icons), die in Fieldrecording-Aufnahmen vor Ort gemacht wurden. Diese Soundcollage ist in vier Teilen zu hören, abrufbar über einen 'touch sensor' an der Wand.

Alle Werke der vier Ausstellungsteile wurden als Postkartenserie verbreitet mit aufgedruckten QR-Codes zum Abruf der jeweiligen Audiofiles. Diese QR-Codes wurden auch an der Aussenwand angebracht, so dass es Passanten möglich war, diese auch ausserhalb der Öffnungszeiten anzuhören.




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