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transition - berlin junction
Eine Klangsituation
2001
Interaktive Klanginstallation in der Skulptur 'berlin junction' von Richard Serra
Text von Bertolt Brecht
Stimmen: Angela Winkler, Otto Sander


4-Kanal-Audio, 8 Licht/Infrarotsensoren

Licht, 4 Eisengitterschächte

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Die interaktive Klanginstallation transition befindet sich auf einer Verkehrsinsel vor dem Eingang der Philharmonie in Berlin. Eingebaut in die Stahlskulptur berlin junction (Berliner Verbindung) des New Yorker Bildhauers Richard Serra, rückt sie diese akustisch ins Bewusstsein. Zwischen den beiden schiefen, geschwungenen Stahlplatten sind vier Lautsprecher mit acht Sensoren in den Boden eingelassen, aus denen elektronische Klänge und fragmentarische Worte dringen. Metallene Gitterplatten bedecken die Lautsprecherschächte, aus denen bei Nacht ein schwacher Lichtschein kommt. Klang und Licht kontrastieren zu der Schwere der beiden massiven Platten. Doch zugleich korrespondieren beide Werke. Denn Klein bezieht sich auf Form und Material der Skulptur - ihren Kurvenschwung und den rostbehafteten Stahl - und nutzt die aussergewöhnliche Echocharakteristik im Zwischenraum.

Serras Skulptur von 1987, in der wie in keiner anderen die ehemalige Teilung der Stadt zum Ausdruck kommt, macht die gegenseitige Bedrohung der Frontstadthälften körperlich erfahrbar. Georg Klein knüpft mit seiner Installation transition (Übergang, Durchgang) musikalisch und konzeptionell an Serras Arbeit an und betont das Moment der Passage. Veränderung durch Bewegung ist sein Konzept - und so kann jeder Besucher, der durch die Skulptur hindurchgeht den statischen Klang in der Skulptur in Bewegung bringen und graduell verändern. Die Lichtsensoren am Boden reagieren auf die Bewegungen der Besucher, deren Impulse in einem Computersystem im Foyer der Philharmonie verarbeitet werden. Über die Zeit ergibt sich somit durch die Passanten ein sich Tag und Nacht transformierender Klang. Die Hörer verändern, was sie hören. Die Besucher werden zu Akteuren in einem musikalischen Prozess. Die Skulptur wird zu einem Instrument.

Das Bedrohliche der Skulptur wird aber durch transition nicht aufgehoben. Die Unsicherheit, sich in einem “Zwischen” zu befinden, in diesem Fluss der Klänge nichts festhalten zu können, wird verstärkt durch zwei immer wieder auftauchende und verschwindende Stimmen - von Angela Winkler und Otto Sander -, die über die Sensoren hervorgerufen werden. Die eine rezitiert fragmentarisch ein Gedicht von Brecht, das eine ambivalente Übergangssituation beschreibt - die Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen. Die andere verweist auf eine historische Schicht dieses Ortes, dem Euthanasieverbrechen der Nationalsozialisten (Aktion T4), das von hier aus in einer ehemals jüdischen Villa organisiert wurde. Die beiden körperlosen Stimmen kommen so wie die elektronischen Klänge aus dem Boden, stiften atmosphärisch und kontextuell einen Zusammenhang zu der am Boden liegenden T4-Gedenkplatte neben der Skulptur.

Konzeptionell ist die Arbeit der Erfahrung von Prozess und Dauer ebenso verpflichtet, die der Reflexion über die Sitiuation, an der sie teil hat. Das komplexe Gefüge aus Worten und Klängen ist äusserst dezent - ohne einen visuellen Hinweis oder eine Beschriftung - in die Skulptur zwischen Philharmonie und Tiergarten eingefügt. transition verändert so auf subtile Weise die Wahr-nehmung dieses Ortes. Sie lässt die Besucher in eine spielerische Bewegung kommen und zugleich in der Bewegung innehalten, einem selbstreflexiven Eingedenken. Das Transitorische wird in seiner Ambivalenz erfahrbar, in einem ständigen Prozess von Wahrnehmung und Erinnerung. (Johannes Wilms)
Philharmonie Berlin
25.März -23.Sept. 2001
10.Mai - 29.Okt. 2002

Katalog georg klein transition
Pfau Verlag

Klangkunststipendium des Berliner Senats

Mit Unterstützung von
Philharmonie Berlin
Alltec Bürodesign
Rotel/B&W, mediapool
Podewil
Elektr. Studio der TU Berlin

Philharmonie Berlin Senat von Berlin

TU Berlin Podewil

B&W alltec

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