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Sprich mit mir 2009 Ortsspezifische Recherche und interaktive Installation im Rotlichtviertel Mit Interviews von Freiern der Bruch-straße und Stimmen von Prostituierten Sprechsäule aus 3 und Klangwand aus 8 roten Lichtlautsprechern, klingende Metallscheibe und roter Neonschriftzug Mitarbeit: Dorothea von Stillfried. Sprecherin: Steffi Weismann Sprechsäule: 32min. audio, 3-kanal Klangwand: 16 Miniaturen, 9-kanal |
Die Installation Sprich mit mir befindet sich in Sichtweite des Eingangs zur Bruchstraße in Braunschweig, in der bereits seit fast 500 Jahren das horizontale Gewerbe hinter Schaufenstern in niedlichen Fachwerkhäusern ansässig ist. Zusammen mit Dorothea von Stillfried führte Georg Klein hier im Vorfeld eine intensive Ortsrecherche zum Thema Prostitution durch, insbesondere zu den Männern bzw. Kunden der Frauen. Während die weiblichen Prostituierten voyeuristisch auf der Straße und inzwischen häufig in den Medien zu finden sind, lässt sich über die eigentliche Ursache der Prostitution - die Motivation der Männer - wenig erfahren. Der Freier möchte normalerweise unerkannt bleiben, doch es gelang, Interviews mit 8 Freiern vor Ort durchzuführen, die zu einer dreikanaligen Collage aus 26 Themenblöcken arrangiert wurden. An einer Sprechsäule sind über einen rot leuchtenden Taster in zufälliger Reihenfolge die einzelnen Collageteile abrufbar: Von ersten Erfahrungen und Enttäuschungen über Mutmaßungen zum Verdienst und Drogenkonsum von Prostituierten bis zu überraschend offenherzigen, persönlichen Einsichten. Über der Säule leuchtet ein blinkender Neonschriftzug mit dem Titel der Arbeit, und wenn ein Besucher an der Säule steht, kann er, während er die Interviews abhört, die gegenwärtigen Freier aus der Bruchstraße kommen sehen. In der Passage daneben sind an einer Klangwand über eine einfache Interaktion 16 kompositorische Miniaturen aus den Locksprüchen der Prostituierten hörbar, deren Originalstimmen von der Performerin Steffi Weismann imitiert wurden. Mittels eines Bewegungsmelders werden die Passanten von diesen Frauenstimmen direkt angesprochen, räumlich verteilt auf die 9-kanalige Klangwand. Diese Wand besteht aus 8 rot leuchtenden Hornlautsprechern und einer klingenden, runden Metallscheibe. Die zinkfarbene Scheibe ist zugleich ein optischer Verweis auf das Tor zur Bruchstraße, das ebensolche ornamentale Elemente aufweist, und als Sichtblende die Innenwelt der Prostitutionsstraße von der Außenwelt trennt. Diese Trennung wird durch die Installation Sprich mit mir ein Stück weit aufge-hoben, das Innenleben dieser Straße der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, jedoch ohne voyeuristischen Beigeschmack. Vielmehr zeigt sich in den Interviews eine ambivalente Sicht auf das Treiben von Freiern und Prostituierten, wenn neben den gängigen Klischees einer der Männer erzählt, wie er sich in eine Prostituierte verliebt hat und sie nun mit ganz anderen Augen sieht bzw. sehen muss, oder wenn es bei anderen Freiern nur noch um Gespräch und einen geradezu therapeutischen Kontakt geht statt um Sex. |
Ausstellung Katalogbooklet + DVD
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