Die Arbeit geht der Spur eines illegalen Immigranten nach, der aus Nigeria kommend es über die Sahara, Libyen und mit kleinen Booten übers Meer nach Lampedusa und Neapel geschafft hat.
Er ist ein typischer Wirtschaftsflüchtling, der sein Leben riskiert hat und nun mit dem Verkauf von Topflappen oder Handtaschen durchs Leben kommen muss. Ohne Sprachkenntnisse in Italien, ohne Reisedokumente in Europa, ohne Berufsausbildung und ohne Familie ist seine Perspektive schlecht, aber er beschwert sich nicht.
Er bleibt ruhig. Seine Spur wurde weiter ausgelegt, zunächst in den Straßen von Osnabrück, später in weiteren Städten Europas, während in einem Galerieraum seine Stimme zu hören ist.
Die Plakatfotos im Aussenraum zeigen Godwin jeweils vor der Wand oder Fensterscheibe eines Gebäudes als Hintergrund, an der dann auch das Plakatfoto hängt – obwohl er nie dort war. Die ortsspezifischen Plakate im Stadtraum erregten vielfältige Aufmerksamkeit und wurden teilweise abgerissen oder mit immigranten feindlichen Aufklebern versehen. So erleiden die Plakate oft dasselbe Schicksal wie Godwin: sie werden nicht geduldet. Zugleich führen sie die Passanten in den Ausstellungsraum, wo das Plakatfoto mit einfarbig, rotem Hintergrund zu sehen ist, zusammen mit zwei seiner Topflappen am Boden und seiner Stimme aus einem Lautsprecher.
Der Audioloop basiert auf einem Interview, das der Künstler in Neapel auf englisch mit Godwin führte. Seine Worte und Sätze, mit denen er seine Immigrationsgeschichte erzählt, sind stark musikalisiert durch variierende Wiederholungen, aus denen sich immer wieder der zentrale Satz herausschält: „I don't have to take care of me“.
Für die Ausstellung tracing mobility in Berlin wurde das Konzept partizipativ erweitert ('tracing Godwin'). Die Spur Godwins wird nun in ganz Europa ausgelegt: Jeder kann ein Foto einer Hauswand an den Künstler senden, an der Godwin erscheinen soll. Daraus wird eine Fotomontage mit dieser Wand als Hintergrund für Godwin erstellt, die ausgedruckt als Poster wieder an diese Wand gehängt wird. In einer Ecke des Posters ist ein QR-Code aufgedruckt, über den mit einem Smartphone Godwin's Stimme gehört werden kann. Alle Orte an denen Godwin virtuell auftaucht, werden dokumentiert auf einer Website: godwin.georgklein.de.
Das Projekt ist auf unbegrenzte Dauer europaweit angelegt und wird von Zeit zu Zeit in verschiedenen Ländern mit einem 'call for participation' neu aktiviert.