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Der gelbe Klang2 Hommage an Kandinsky 2012 Klang-Licht-installation in 2 Tiefgaragen-Notausgängen am Schlossplatz Karlsruhe 2 x 6-Kanal-Audio mit 3-Kanal-Licht Stimme: Sergej Newski 2 audio-loops: je 17 min. |
Vor 100 Jahren im Jahr 1912 veröffentlichte Wassily Kandinsky im Almanach „Der blaue Reiter“ einen Text, der als ein Gründungsmanifest der KlangKunst gelten kann, zumindest als deren Vorahnung. Sein Text "Über Bühnenkomposition" dient als Erläuterung eines geplanten Stücks mit dem Titel „Der gelbe Klang“, und fordert nicht weniger als eine neue Verbindung der Künste, eine „innere“ Verbindung von „Klang, Farbe, Wort“ und Bewegung. Allein die Tatsache, dass Kandinsky Musik, Bild, Theater und Ballett durch abstrakte Materialbegriffe ersetzt, weist weit in die Zukunft. Aber auch seine Diskussion der Behandlung des Materials und der Rezeption von Kunstwerken ist nicht nur aktuell, sondern durch die zeitgebundene Wortwahl äußerst anregend. Wobei er sich auffällig oft klanglicher Metaphern bedient, wenn er z.B. vom „Klang einer Kunst“ spricht, „der den identischen Klang einer anderen Kunst unterstützt“. Darin zeigt sich seine Vorahnung der KlangKunst als eine neue, intermediale Kunstform, und er betont: „Alle drei Elemente spielen ein gleich wichtige Rolle, bleiben äußerlich selbständig und werden gleich behandelt“. Auch wenn Kandinsky die in der KlangKunst gängigste Form der Installation noch nicht vorausahnte, so ist doch seine proklamierte Verbindung der Künste auf einer abstrakt-materialen Basis deren Fundament. Sein „gelber Klang“ wurde zu seinen Lebzeiten jedoch nie realisiert. Die Installation Der gelbe Klang2 ist eine Hommage an Kandinsky und überführt seine konzeptionellen Ideen in eine aktuelle klangkünstlerische Form. Viele der Arbeiten Kleins sind von einer einzelnen Farbe bestimmt, die zusammen mit einem Basisklang die atmosphärische Grundstimmung des Installationsraums prägt, in der dann weiteres Material - Klänge, Texte, Videobilder - auftauchen kann. In der Installation im Schlosspark Karlsruhe sind es nun zwei pure, gelbe Klänge, die sich von zwei Orten her ausbreiten und in der Mitte mischen. Die Orte sind zwei Tiefgaragen-Notausgänge, die in einem seltsamen, abstrakten Kontrast zur barocken Schlossumgebung stehen und wie ins Nichts zu führen scheinen. Der Übergang von der Konkretion zur Abstraktion, wie sie bei Kandinsky um 1910 herum zu beobachten ist, wird hier zu einem klanglichen Thema: als Ausgangsmaterial dient eine akustische Bestandsaufnahme des Ortes, dessen Klänge aus ihrer Konkretion gelöst und in eine Abstraktion geführt werden. Jedoch gibt es auch die umgekehrte Verfahrensweise, mit abstraktem "gelbem Rauschen" als Ausgangsbasis, das langsam zu "Dreiecken" geformt in ortspezifische Klanggestalten übergeht. Die Dreiecksform, die Kandinsky sehr stark mit der Farbe Gelb assoziiert, tritt auch als räumliche Konstellation auf, innerhalb derer sich dann ein zentraler Satz aus Kandinsky's Text herausschält in Form von Klanglauten in russisch und deutsch, gesprochen von dem Komponisten Sergej Newski. Die zwei 6-kanaligen Kompositionen bilden zwei akustische Räume, die visuell in gelbes Licht getaucht sind, wofür neben der Lichtsteuerung eigens ein Wandfarbton in Zusammenarbeit mit der Firma FEMA kreiiert wurde, einem Kandinsky-Gelb, das seinem Bild "Improvisation 10" von 1910 entnommen wurde. Beide Treppenabgänge erfahren so eine klangkünstlerische Akzentuierung, die die Orte in ihrer erratischen Isoliertheit betonen, verfremden und verdichten. „Klang, Farbe, Wort“ schließen sich hier raumbezogen zusammen und können in der Bewegung darin von den Passanten erfahren werden, ob auf den Treppen oder zwischen den beiden Orten. |
Zentrum für Kunst und Medientechnologie
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