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UNzuRECHT B (Justiz) 2013 Georg Klein + Steffi Weismann Audiovisuelle Installation 2-teilig, je 8min., simultan, mit Performance (zeitweise) Performerin: Steffi Weismann |
In UNzuRECHT – Fall B kommt das Schicksal der iranischen Studentin Ameneh Bahrami zur Darstellung, die 2004 Opfer eines Säureattentats wurde und erblindete. In einem außergewöhnlichen Gerichtsverfahren erkämpfte sie sich das Recht, den Täter – der sie heiraten wollte, aber sie ihn nicht – ebenfalls mit Säure zu blenden. Der Fall wurde weltweit diskutiert und die Form der Rachejustiz stieß insbesondere in der westlichen Welt auf starke Ablehnung. 2011 verzichtete Barahmi, deren Gesicht in langjährigen Operationen nur notdürftig wiederhergestellt werden konnte, in letzter Minute auf die Vollstreckung des Urteils. Georg Klein und Steffi Weismann haben eine Form von Installation geschaffen, die den Besuchern ermöglicht, das eigene Gerechtigkeitsempfinden zu hinterfragen und sich mit wechselnden Gefühlen von Ablehnung oder Empathie auseinander zu setzen. Man wird gebeten, den Raum der Videoinstallation alleine zu betreten und sich vor Barahmis Portraitbild aus der Zeit vor dem Attentat zu setzen, das in einen Bilderrahmen projiziert wird. Eine Frauenstimme beginnt zu sprechen, z.T. in direkter Anrede, und während man ihrer Geschichte zuhört, verändert sich das Foto ihres Gesichts dadurch, dass man ab und zu sein eigenes Gesicht in ihrem aufscheinen sieht. Diese Bildkonstellation wird immer wieder von einer dritten Perspektive überlagert. Diese wird eingenommen von einer Kommentatorin, die sich von außerhalb einzublenden scheint und wie in einem Internet-Chat Bahramis Fall bruchstückhaft reflektiert. Diese Kommentatorin ist nicht nur im Installationsraum zu hören und sehen, sondern auch als reale Person in einem Nebenraum. Die Besucher sehen durch einen offenen Türspalt die Performerin auf einem Bett sitzen. Sie hat einen Laptop vor sich und beschäftigt sich mit streitbaren Kommentaren aus der Zeit des Gerichtsverfahrens, die sich pro und contra zu Barahmis Haltung äukern. Immer wieder entfaltet sie Papiertaschentücher, die sie zerknüllt und wegwirft. Nach dem Ende der Performance bleiben die Taschentücher liegen, während die Videoinstallation weiterläuft. Mit dieser Arbeit stellen Weismann und Klein sich der Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Untat und Strafe und beleuchten gesellschaftliche Prägungen, die unser Urteil beeinflussen. Bahramis Fall stellt sich quer zu allen gängigen Ansichten von Gerechtigkeit, greift mit dem "Auge um Auge" ein uraltes Diktum auf, um es zugleich in einer emanzipatorischen Weise zu gebrauchen: für eine Gleichberechtigung der Frau in der islamischen Welt. |
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